Warum das kleine Glücksspiel verboten gehört
Es gibt also doch noch Momente, wo die Vernunft in der Politik zu siegen scheint – zumindest habe ich den Eindruck, dass dies am Parteitag der Wiener SPÖ passiert sein dürfte. Laut einem Bericht auf derstandard.at wurde der Antrag für die Abschaffung des kleinen Glücksspiels nach einer „heftigen Diskussion“ mit 302 zu 294 Stimmen angenommen:
Der Vorsitzende der Sektion 8, Niki Kowall, konnte mit seinen Argumenten anscheinend überzeugen. Er betonte, dass vor allem jene Menschen abhängig vom kleinen Glücksspiel seien, „von denen man früher einmal gesagt hat: Für die ist die SPÖ da“. Bis zu 50.000 Menschen seien abhängig, „da ist wie wenn ganz Hernals vor den Automaten sitzt“, so Kowall. „Das kleine Glücksspiel ruiniert Existenzen“, sagt das SPÖ-Mitglied. Es sei falsch, damit zu argumentieren, dass die Menschen spielen würden, auch wenn das Glücksspiel verboten würde: „Wenn es kein Angebot gibt, gibt es auch keine Nachfrage“.
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Glückspiel: “Alles abstreiten, nichts verraten!“Das Glücksspiel: Lange Zeit war das ein politisches Randthema. Ob Spieler in Staatscasinos ihr Vermögen verzockten, interessierte ein paar Gerichte und Schuldnerberater, aber nicht die breite Öffentlichkeit.Die Zeiten haben sich geändert, das Glücksspiel wurde liberalisiert, durch einen Wildwuchs an Automaten allgegenwärtig – und es wurde zum Politikum. Längst hat die Politik aber nicht mehr die Interessen der breiten Bevölkerung, sondern die Partikularinteressen einiger kleiner Konzerne im Auge.Das Glücksspielwesen wird, wenn man so will, zur Nagelprobe, ob Volksvertreter noch der res publica dienen. Sie versagen dabei, wie das neue Glücksspielgesetz zeigt. Intransparenz, Drohungen und das Recht des Mächtigen haben dem Gesetzgeber beim Verfassen des neuen Regelwerks die Feder geführt. Er hat Sitten legitimiert, die erstaunlich viele Bürger in Not stürzten und deshalb eine breite Öffentlichkeit zu interessieren beginnen.Vollständigen Blogbeitrag anzeigen
Da auch in meinem unmittelbaren Umfeld die Glücksspiel-Lokale wie Pilze aus dem Boden schießen, würde ich mir sehr wünschen, dass dieser Beschluß der Wiener SPÖ-Basis eine breite Unterstützung aller Parteien findet und nicht versandet oder ein oberösterreichische Schicksal erleidet, wo im März 2011 die ÖVP (keine Überraschung) und die Grünen (sehr wohl eine Überraschung) das kleine Glücksspiel legalisiert haben.
Jürgen (02.09.2012, 09:38).
Wie dieses Verbot mit dem Gewissen einer angeblich doch demokratischen Politik vereinbar ist werde ich hoffentlich niemals begreifen.Wäre ich trotz meiner Körperbehinderung in der Lage das Land zu verlassen, würde ich das nach diesem politischen Akt umgehend auch tun.Für mich ist dieses Verbot jedenfalls weit schlimmer als kulturell nur völlig verantwortungslos zu nennen: dass sich gerade nur finanziell, aber nicht kulturell, dagegen ausgesprochen wurde, lässt für mich auch tief in eine normierte österreichische Kulturpolitik blicken – offenbar gerade gegen Diversität, Vielfalt und Pluralismen gerichtet. Über die Leben anderer Menschen dermaßen bestimmen zu wollen: der Paternalismus kommt da bloß noch dazu – eine einzige Verhöhnung eingebildeter Sozialität